Workshop Holzlogistik 2006
Teilnehmer des Workshops waren vorwiegend Forstexperten der öffentlichen Verwaltungen, Holzindustrie, forstliche Dienstleister sowie Transportdienstleister. Sie berichteten von aktuellen Herausforderungen in der Holzlogistik, stellten neue technische Lösungen und Innovationen vor und diskutierten über Vor- und Nachteile, über zukünftigen Möglichkeiten und Grenzen. Dabei zeigte sich, in welchen Bereichen die Wissenschaftler vom Fraunhofer IFF Lösungen anbieten können, mit denen sich die Holzwirtschaft rationalisieren lässt. Während im Jahr 2005 beim Workshop Holzlogistik der Schwerpunkt auf neuen IT-Lösungen lag, setzten die Organisatoren im Jahr 2006 andere Akzente. Praxisbeispiele von Anwendern und neue technologische Lösungen standen im Vordergrund.
Bei seinem Eröffnungsvortrag verdeutlichte Dr. Hubert Röder von der Pöyry Forest Industry Consulting GmbH mit einem Vergleich die Herausforderungen für die Holzlogistik in Deutschland: »Die Logistikkosten bei der Bereitstellung von einem Kubikmeter Sägerundholz betragen derzeit in Deutschland ca. 20 EUR und in Finnland ca. 13 EUR. Insgesamt geht es hier um einen Markt von 750 Mio EUR/a allein bei Ernte und Transport von Nadelholz.« Röder beschränkte sich in seinem Vortrag auf die Rundholzlogistik und gab einen kurzen Überblick über die Marktenwicklung. Es ist davon auszugehen, dass das Angebot in den nächsten Jahren steigen wird, sofern die Mobilisierung gelingt. Die Nachfrage wird ebenfalls stark steigen. Angesichts der aktuell hohen Holzlogistikkosten in Deutschland muss vorrangiges Ziel sein, im Zuge der Holzmobilisierung übersteigerte Rohstoffkosten zu verhindern und insbesondere die Logistikkosten im Griff zu halten.
Auf der Grundlage der Vorträge, die während des Workshops vorgetragen wurden, sieht man beim Fraunhofer IFF derzeit drei hervorstechende Themenblöcke, die für die zukünftige Entwicklung der Logistik im forstlichen Bereich relevant sind. Es handelt sich dabei um den Einsatz innovativer Technologien, um die Rahmenbedingungen, innerhalb derer sich die Akteure bewegen sowie die steigende Bedeutung von Biomasse als Energieträger und damit verbundene logistische Anforderungen. Im folgenden beleuchtet der Artikel insbesondere die innovativen Technologien, die wesentlich dazu beitragen werden, die Holzlogistikkosten in Zukunft zu senken.
Die Haushaltslage der Länder und damit einhergehend ein enormer Kostendruck insbesondere bei den öffentlichen Forstbetrieben führen zu tief greifenden Strukturveränderungen in der Forstverwaltung. Laut Eberhard Reckleben vom Landesforstbetrieb Sachsen-Anhalt wirken diese strukturellen Anpassungen als Treiber und Motor für einen verstärkten Einsatz von Telematiktechnologien. Beim Landesforstbetrieb Sachsen-Anhalt hat sich die Zahl der Beschäftigten in den letzten zwei Jahren um rund zwei Drittel verringert. Dies hat zur Folge, dass verstärkt Dienstleister eingebunden werden. Insbesondere im Bereich der Kooperation mit den Dienstleistern und der Abwicklung der Geschäfte mit den Kunden müssen die Prozesse mit weniger Aufwand sicher und zuverlässig funktionieren. Unterstützend wirkt hierbei der Einsatz mobiler, GPS-gestützter Rechentechnik und geeigneter Telematik-Anwendungen. In der Forstwirtschaft erhofft man sich so erhebliche Einspareffekte durch Minimierung von doppelter Datenerfassung, von Such- und Einweisungszeiten, von Kontrollaufwand sowie von Lagerzeiten hochwertigen Holzes. Im Fokus stehen dabei mobile Dienste wie Polter- und Auftragsverwaltung, offroad-Navigation und Zustandsüberwachung. Neue technologische Lösungen werden jedoch nur dann zu wirtschaftlichem Erfolg führen, wenn möglichst viele Partner Zugang zu diesen Lösungen und Technologien haben.
Weiteres Rationalisierungspotenzial bietet die RFID-Technologie zur Kennzeichnung von Rundholzstämmen. Die automatische Kennzeichnung und Identifizierung von Baumstämmen trägt wesentlich dazu bei, die komplette Holzlogistikkette von Wald zum Werk transparenter und effizienter zu machen. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) präsentierte eine RFID-basierte Lösung, die es erlaubt, jeden einzelnen Baumstamm eindeutig zu identifizieren und zusätzlich die für die Holzwirtschaft wichtigen Daten wie Maße, Qualität und Eigentümer zuzuordnen. Bislang einzigartig ist dabei der Ansatz, die eingesetzten Transponder einer Wieder- und Weiternutzung zuzuführen. Über mobile Endgeräte werden diese Daten an eine zentrale Datenbank übermittelt, wo sie sofort für alle Prozessbeteiligten zur Verfügung stehen. So könne alle Akteure, die über die entsprechenden Zugriffs- und Leserechte verfügen, ohne Zeitverlust aktuelle Information zum Stand des jeweiligen Auftrags abrufen.
Bei der Führung durch das LogMotionLab des Fraunhofer IFF hatten die Teilnehmer des Workshops Gelegenheit, hautnah unterschiedliche RFID- und Navigationsanwendungen kennen zu lernen. Besucher können hier an einsatzbereit entwickelten Lösungen erleben, wie RFID- und Informationstechnologien dazu beitragen, Logistik in den unterschiedlichsten Branchen effizienter zu steuern und zu controllen. Das Test- und Entwicklungslabor für RFID-, Auto-ID- und Telematiktechnologien verfügt über einen Großteil der am Markt und in Entwicklung befindlichen Systeme. So haben die Wissenschaftler jederzeit die Möglichkeit, unterschiedliche Systeme für ein bestimmtes Einsatzgebiet zu testen. Für ihre Kunden können sie dasjenige auswählen, das für die jeweilige Situation am besten geeignete ist. Darüber hinaus bietet das Fraunhofer IFF komplette Systemlösungen inklusive der Integration in die betreffenden Informationssysteme und IT-Strukturen an.
Die Unterlagen zum Workshop, die alle Vorträge beinhalten, können beim Fraunhofer IFF gegen einen Unkostenbeitrag von 15 Euro bestellt werden.